Die Kathedrale von St. Martin prägt das Stadtbild von Lucca bereits seit dem 11. Jahrhundert. Von der ursprünglichen Konstruktion ist jedoch nicht mehr viel erhalten – die aufwendige, detailreiche Architektur, die Sie heute bestaunen können, geht auf Renovierungsarbeiten des 12. Jahrhunderts zurück. Im Inneren der Kathedrale befindet sich ein uraltes, von den Gläubigen innig verehrtes Kruzifix.
Bevor Sie sich jedoch in den Innenraum begeben, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die prachtvolle Fassade der Kirche zu bewundern. Lassen Sie Ihren Blick von den obersten Ebenen aus hinabgleiten und achten Sie dabei besonders auf die mit steinernen Figuren und geometrischen Mustern verzierten Säulen. Besonders die Kapitelle mit ihren grotesken Abbildungen von Menschen und Tieren lohnen eine eingehendere Betrachtung. Am besten bringen Sie ein Fernglas oder eine Kamera mit einer guten Zoomfunktion mit, um die filigranen Details in luftiger Höhe wahrnehmen zu können.
Bestimmt wird Ihnen das asymmetrische Design der drei untersten Bögen in der Fassade ins Auge springen – der rechte Bogen ist um einiges schmaler als die beiden anderen. Auf der rechten Seite des mittleren Bogens befindet sich eine Statue des heiligen Martin, dem die Kathedrale geweiht ist. Die Darstellung zeigt die berühmte Szene, in der der Patron der Kirche zu Pferd seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Bei dieser Statue handelt es sich zwar lediglich um eine Replik, aber Sie können anschließend zum Vergleich direkt einen Blick auf das Original aus dem 13. Jahrhundert werfen, denn dieses ist im Innenraum der Kathedrale, direkt hinter dem Haupteingang, zu bestaunen. Achten Sie bei Ihrem Weg zum Kirchenportal auch auf die Reliefs in der Vorhalle, die unter anderem die Enthauptung des heiligen Regulus durch die Goten zeigen.
Wenn Sie die Kathedrale betreten, begeben Sie sich zunächst zur kleinen, oktogonalen Kapelle, die eine der heiligsten Reliquien der Stadt beherbergt – das Volto Santo di Lucca (das „Heilige Antlitz von Lucca“). Dabei handelt es sich um ein hölzernes Kruzifix mit einer kunstvoll geschnitzten Christusfigur. Gefertigt wurde das Gnadenbild der Legende nach von einem Zeitgenossen Christi, Nikodemus, der laut dem Johannesevangelium half, den Leichnam Christi für die Salbung vorzubereiten. Einige Experten halten das Kruzifix von Lucca für eine Kopie der ursprünglichen Darstellung.
Gegen eine geringe Gebühr können Sie das Grab einer italienischen Adligen, Ilaria del Carretto, besichtigen, die 1405 in der Kathedrale zur letzten Ruhe gebettet wurde. Der Deckel des kunstvoll aus edlem Marmor gehauenen Sarkophags zeigt eine Statue Ilarias, die mit einem Hund zu ihren Füßen friedlich daliegt. Die Seiten sind reich verziert mit nackten Putten.
Die Kathedrale von St. Martin ist täglich geöffnet. Die Kirche befindet sich am östlichen Rande der Piazza San Martino, nur einen kurzen Spaziergang vom Bahnhof Lucca entfernt.